Sehen und Sichtbarkeit
Stand: 11/2025

BÜT Sehen und Sichtbarkeit

Eine der größten Gefahren im Straßenverkehr ist das Übersehen von Verkehrsteilnehmenden – insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen oder ungünstigen Wetterbedingungen. Auch für Mitarbeitende im Gesundheitsdienst, die sowohl auf dem Weg zur Arbeit als auch bei Dienstfahrten unterwegs sind, ist es besonders wichtig, gut sichtbar zu sein und gleichzeitig selbst Gefahren frühzeitig wahrzunehmen. Reflektierende Materialien sowie aktive Beleuchtung können dazu beitragen, Personen in Dunkelheit oder bei schlechtem Wetter deutlich früher erkennbar zu machen. Auch das eigene Sehvermögen spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Wer frühzeitig mögliche Sehschwächen erkennt und korrigiert, kann besser auf Veränderungen im Straßenverkehr reagieren.

Im Folgenden finden Sie konkrete Tipps, um die Sichtbarkeit im Straßenverkehr zu verbessern, sowie Hinweise, wie sich das eigene Sehvermögen überprüfen und optimieren lässt. Zudem werden Maßnahmen für unterschiedliche Verkehrsteilnehmende – ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder im Auto – aufgezeigt.

Sichtbarkeit im Straßenverkehr erhöhen

Maßnahmen für alle versicherten Personen

  • Reflektierende Materialien: Beispielsweise machen reflektierende Streifen an Kleidung, Taschen, Rucksacküberzügen oder Schuhen Personen im Scheinwerferlicht von Fahrzeugen deutlich sichtbarer. Besonders effektiv ist es, reflektierende Elemente an beweglichen Körperteilen (z. B. an Armen oder Beinen) anzubringen, da diese durch ihre Bewegung schneller wahrgenommen werden.
  • Aktive Beleuchtung nutzen: Beispielsweise erhöhen Fahrradlichter oder blinkende Sicherheitsanhänger die Chancen, rechtzeitig gesehen zu werden. Die Kombination aus reflektierenden Materialien und aktiver Beleuchtung bietet besonders in der Dämmerung oder bei Dunkelheit einen deutlichen Sicherheitsgewinn.

Für Fußgängerinnen und Fußgänger

  • Auffällige Kleidung: Helle Kleidung mit reflektierenden Aufsätzen, Taschen oder Schuhüberzügen steigert die Sichtbarkeit erheblich. So werden Sie in verkehrsreichen Bereichen und besonders bei Nacht früher von Autofahrenden wahrgenommen.
  • Vorsichtiges Überqueren der Straße: Meiden Sie unübersichtliche Stellen, treten Sie nicht plötzlich zwischen parkenden Fahrzeugen auf die Fahrbahn und wählen Sie nach Möglichkeit beleuchtete Übergänge.

Für Radfahrende

  • Reflektoren an Fahrrad und Ausrüstung: Neben der standardmäßigen Fahrradbeleuchtung (Front- und Rücklicht) bieten zusätzliche Reflektoren an Pedalen, Speichen oder am Helm weitere Sichtbarkeit. Ein reflektierender Helm sorgt zudem dafür, dass der Kopfbereich – meist als Erster im Scheinwerferlicht erkennbar – besonders gut wahrgenommen wird.
  • Regelmäßige Wartung der Beleuchtung: Stellen Sie sicher, dass Fahrradlichter einwandfrei funktionieren. Schalten Sie diese bei einsetzender Dämmerung frühzeitig ein. Eine Beleuchtung mit Standlichtfunktion ist empfehlenswert, um auch im Stand gut sichtbar zu bleiben.

Für Autofahrende

  • Frühzeitiges Einschalten der Beleuchtung: In Herbst- und Wintermonaten setzt die Dunkelheit früh ein. Schalten Sie deshalb Ihre Fahrzeugbeleuchtung rechtzeitig ein – nach Möglichkeit auch tagsüber. Dadurch sehen Sie nicht nur selbst besser, sondern werden auch von anderen Verkehrsteilnehmenden eher wahrgenommen.
  • Geschwindigkeit anpassen: Orientieren Sie die Geschwindigkeit an der Sichtweite. Ist die Sicht beispielsweise auf 50 Meter begrenzt, sollte die Geschwindigkeit entsprechend der Sichtverhältnisse reduziert werden, um bei plötzlich auftauchenden Hindernissen noch rechtzeitig anhalten zu können.
  • Blickführung und Blendungsvermeidung: Blicken Sie bei entgegenkommenden Fahrzeugen nicht direkt in die Scheinwerfer, sondern orientieren Sie sich am rechten Fahrbahnrand.
  • Sitz und Spiegel optimal einstellen: Stellen Sie vor Fahrtantritt sicher, dass der Fahrersitz sowie alle Spiegel korrekt eingestellt sind, um eine optimale Sicht zu gewährleisten.
  • Saubere Scheiben und Spiegel: Halten Sie Fahrzeugscheiben und Spiegel stets sauber, um eine uneingeschränkte Sicht zu ermöglichen. Verschmutzungen können insbesondere bei Dunkelheit und schlechter Witterung zu gefährlichen Sichtbehinderungen führen.
  • Sichtfeld nicht einschränken: Achten Sie darauf, keine Gegenstände wie Laptops, Taschen oder Dekoration auf dem Armaturenbrett oder an den Seitenscheiben zu platzieren, die Ihre Sicht einschränken könnten.
  • Aufmerksamkeit auf das Verkehrsgeschehen richten: Vermeiden Sie Blickabwendungen durch Ablenkungen wie Mobiltelefone oder das Bedienen von Geräten während der Fahrt. Navigationsgeräte sollten immer vor Fahrtbeginn eingestellt werden.
  • Warnweste bei Pannen: Müssen Sie bei einer Autopanne aussteigen, tragen Sie unbedingt eine auffällige Warnweste. Laut Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) muss in jedem Fahrzeug mindestens eine Warnweste vorhanden sein. In Deutschland besteht nach § 53a StVZO nur die Pflicht, mindestens eine Warnweste pro Fahrzeug mitzuführen. Aus Gründen der Sicherheit wird jedoch empfohlen, für jede mitfahrende Person eine eigene Warnweste bereitzuhalten, um im Notfall die Sichtbarkeit aller Insassinnen und Insassen zu gewährleisten. Eine Taschenlampe im Auto ist ebenfalls hilfreich, um sich besser bemerkbar zu machen.

Sehvermögen und Gesundheit der Augen

  • Regelmäßige Sehtests: Um sicherzustellen, dass Sehschwächen frühzeitig erkannt und korrigiert werden, sollten Mitarbeitende ihre Augen regelmäßig überprüfen lassen. Insbesondere ältere Personen oder solche, die häufig längere Strecken zurücklegen, profitieren von regelmäßigen Kontrollen.
  • Sonnenschutz: Bei starker Sonneneinstrahlung kann eine Sonnenbrille mit UV-Schutz Blendeffekte reduzieren und den Kontrast verbessern. Blendeffekte durch tiefstehende Sonne zählen zu den häufigsten Unfallursachen bei schönem Wetter, weshalb ein geeigneter Sonnenschutz eine wichtige Sicherheitsmaßnahme ist.
  • Tipps für Brillenträger
    • Brille regelmäßig pflegen: Kratzer auf den Gläsern mindern die Sichtqualität und können bei Dunkelheit und schlechtem Wetter störende Lichtreflexe verursachen. Eine schonende Reinigung verlängert die Lebensdauer der Brille und sorgt für klare Sicht.
    • Entspiegelte Gläser nutzen: Eine Entspiegelung verbessert die Kontraste und reduziert Blendungen, insbesondere bei Nachtfahrten oder schlechter Witterung.
    • Kratzfeste Gläser wählen: Brillengläser mit einer speziellen Härtung sind widerstandsfähiger und behalten länger ihre optimale Sichtqualität.
    • Kontaktlinsenträger beachten: Längere Tragezeiten – etwa bei Dienstfahrten – können die Augen ermüden. Feuchtigkeitsspeichernde Kontaktlinsen oder Benetzungstropfen helfen, Trockenheitsgefühlen entgegenzuwirken, besonders bei Nutzung von Klimaanlage oder Gebläse im Fahrzeug.

Eine verbesserte Sichtbarkeit und ein gutes Sehvermögen bilden zusammen mit einer angepassten Fahrweise die Grundlage für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Indem Mitarbeitende für diese Themen sensibilisiert werden, ihnen reflektierende Materialien oder Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt werden und sie auf die Bedeutung regelmäßiger Sehtests hingewiesen werden, wird dazu beigetragen, Unfälle zu vermeiden.

Präventionskampagnen und weiterführende Informationen

Initiativen wie „NRW leuchtet“ machen auf die Bedeutung von Sichtbarkeit im Straßenverkehr aufmerksam. Solche Kampagnen unterstreichen, wie wichtig reflektierende Kleidung, Accessoires und eine angepasste Fahrweise sind, um das Risiko schwerer Unfälle zu minimieren.

Weitere Schulungsmaterialien und Informationen finden Sie bei den Kampagnen und Angeboten von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) oder der Deutschen Verkehrswacht (DVW). Hier stehen Infoblätter, Plakate, Publikationen und Hinweise zur Verfügung, z. B. zu geprüften Beleuchtungssystemen.

Weiterführende Informationen und Quellen

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